Schweiz: Erneute Zunahme der Straftaten

Zum zweiten Mal in Folge ist die Zahl der registrierten Straftaten in der Schweiz gestiegen. Im vergangenen Jahr meldeten die Schweizer Polizeikorps dem Bundesamt für Statistik 522’558 Straftaten.

Dies entspricht einer Zunahme von 14% gegenüber dem Vorjahr, die vor allem auf die Zunahme der Vermögensdelikte zurückzuführen ist. Auch im Bereich der Digitalen Kriminalität ist eine deutliche Zunahme der Straftaten zu verzeichnen (+31.5%).

Der Anstieg von 14% gegenüber dem Jahr 2022 entspricht einer Zunahme von 64’009 Straftaten gemäss Strafgesetzbuch (StGB). „Neben all den polizeilichen Tätigkeiten, wie beispielsweise Ordnungsdiensteinsätzen anlässlich von Demonstrationen, die nicht in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst sind, fordert diese Zunahme der Straftaten die Schweizer Polizeikorps erheblich“, sagt Mark Burkhard, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten (KKPKS). „Die steigende Zahl der Straftaten und die formellen Vorgaben der Strafprozessordnung führen dazu, dass unsere Mitarbeitenden stark mit Schreibarbeiten beschäftigt sind. Dies hat zur Folge, dass die präventive Präsenz der Polizei auf der Straße weiter abnimmt“.

Starker Anstieg bei den Straftaten gegen das Vermögen – nationaler Datenaustausch nötig

Die Zunahme der registrierten Straftaten ist insbesondere auf die Vermögensdelikte zurückzuführen. Zum zweiten Mal in Folge haben die Straftaten in diesem Bereich stark zugenommen (+17.6% gegenüber 2022). Unter anderem stieg die Zahl der Einbruchdiebstähle von 25’452 auf 28’793 Straftaten (+13%). Auch bei den Einschleichdiebstählen stieg die Zahl der Straftaten um 23% (12’636). Die Aufklärungsquote ist bei beiden Straftatbeständen gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen (EBD: +0.2%; ESD: +0.3%). Der deutlichste Anstieg bei den Vermögensdelikten ist bei den Diebstählen ab/aus Fahrzeugen zu verzeichnen (+71%). „Obwohl es sich dabei um Bagatelldelikte handelt, verursachen sie bei den Polizeikorps einen grossen Aufwand“, sagt Mark Burkhard. Wegen des fehlenden Datenaustauschs unter den kantonalen und kommunalen Polizeikorps sei es schwierig, Serien rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu verfolgen. „Kriminelle bewegen sich über Kantons- und Landesgrenzen hinweg. Wenn wir wissen, dass eine festgenommene Person bereits in einem anderen Kanton einen Diebstahl oder ein Delikt begangen hat, wirkt sich das entsprechend auf die Aufarbeitung durch die Staatsanwaltschaften und Gerichte und schliesslich auf die Gesamtstrafe aus“, so Burkhard weiter. Für die Bekämpfung der seriellen Kriminalität seien deshalb nationale Datenbanken unerlässlich.

Insgesamt mehr beschuldigte Personen im Jahr 2023

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 weist 90’403 beschuldigte Personen wegen Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch aus. Das sind 3’710 Personen mehr als im Jahr 2022 (+4.3%). Zum zweiten Mal in Folge ist die stärkste Zunahme bei den Beschuldigten ab 25 Jahren zu verzeichnen (+4.5%). Leicht verändert hat sich der Aufenthaltsstatus der Beschuldigten. 44.3% waren Schweizer Staatsangehörige (-2.7%) und 31.2% ausländische Staatsangehörige mit einer Niederlassungs- oder Aufenthaltsbewilligung (-0.9%). Bei 6.6% der registrierten Beschuldigten handelt es sich um Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene oder Schutzbedürftige (+2.4%). Ebenfalls zugenommen hat der Anteil der nicht ständigen Wohnbevölkerung (von 16.8% auf 17.9%).

Schwere Gewaltstraftaten mit höchstem Wert seit 2009

Die Gewaltstraftaten haben in der Schweiz im vergangenen Jahr um 1.5% zugenommen. Insgesamt wurden 47’381 Gewaltdelikte registriert. 2057 Delikte davon waren schwere Gewaltstraftaten. Das sind 115 Delikte (+5.9%) mehr als im Vorjahr und entspricht dem höchsten Wert seit 2009. Unter anderem wurden 11 vollendete Tötungsdelikte mehr registriert als im Jahr 2022 (+26.2%). Auch bei den Delikten der versuchten Tötung und der schweren Körperverletzung ist ein Anstieg zu verzeichnen (+17,4% bzw. +15,5%). Dagegen sind bei den schweren Gewaltstraftaten die Tatbestände der Vergewaltigung und des Raubes zurückgegangen (-3,2% bzw. -25%). Praktisch unverändert blieb die Zahl der registrierten Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt (-0.3%). Von den 53 vollendeten Tötungsdelikten ereigneten sich 25 im häuslichen Bereich. Dieser Wert entspricht dem des Vorjahres.

Erneut mehr Delikte bei der Digitalen Kriminalität

44’111 registrierte Straftaten wurden im Jahr 2023 im digitalen Raum begangen. Dies bedeutet einen Anstieg von über 31.5%. Wie auch im letzten Jahr betrifft ein Grossteil der Delikte die „Cyber-Wirtschaftskriminalität“ (92%). Gegenüber dem Vorjahr haben vor allem „Phishing“-Fälle (+70%) und der Online-Anlagebetrug (+43%) stark zugenommen.

„Die Digitalisierung schreitet in unserer Gesellschaft immer weiter voran, was dazu führt, dass sich zahlreiche Deliktsbereiche ebenfalls vermehrt in den digitalen Raum verschieben. Deshalb ist es dringend notwendig, dass die polizeilichen Ressourcen dementsprechend aufgebaut bzw. verteilt werden. Der Ermittlungsaufwand ist im Cyber-Bereich nämlich vergleichsweise hoch“, sagt Serdar Günal Rütsche, Leiter von NEDIK (Netzwerk Ermittlungsunterstützung digitale Kriminalitätsbekämpfung). Zwar seien die Fallzahlen nach wie vor tief, denn Cyber-Delikte machen 8.4% der gesamthaft registrierten Straftaten in der Schweiz im Jahr 2023 aus. Dennoch sind sie zum einen oft mit besonders hohen Deliktssummen und anderweitigen Schäden (zum Beispiel durch die Veröffentlichung von Daten, längeren Betriebsausfällen und Reputationsschäden) verbunden. Zum anderen ist die Verfolgung der Cyber-Delikte hoch komplex und stellt die Strafverfolgungsbehörden vor besondere Herausforderungen. Weiter werden die absoluten Fallzahlen stets von einer sehr grossen Dunkelziffer begleitet.

 

Quelle: KKPKS
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